Syllogismen sind eine Form der deduktiven Argumentation, bei der man zu einer bestimmten Schlussfolgerung gelangt, indem man zwei sich unterscheidende Aussagen (Prämissen) betrachtet.[1]
Ein Syllogismus besteht aus drei Bestandteilen.
Wie sich zeigt, stellen Syllogismen ein relativ klares und einfaches Mittel dar, um ein Argument vorzubringen. Ein Syllogismus unterliegt folgender Struktur bzw. Formatierung:
Im kategorischen Syllogismus sind Prämissen und Konklusion kategorische Urteile, d. h. Aussagen, in denen einem Begriff, dem Subjekt, ein anderer Begriff, das Prädikat, in bestimmter Weise zu- oder abgesprochen wird.
Im obigen Beispiel wird dem Subjekt “Nesseltiere” das Prädikat “Wirbeltiere” abgesprochen.
Der Mittelbegriff ist dabei stets der Begriff, der in beiden Prämissen erscheint[2]. Es ist das gemeinsame Element, das die Haupt- und Nebenprämisse verbindet.
Die Schlussfolgerung (auch Konklusion genannt) eines gültigen Syllogismus enthält stets Subjekt und Prädikat. Wird die erste Prämisse mit der zweiten Prämisse vertauscht, findet sich das Prädikat vor dem Subjekt.
Die Prämissen und Schlussfolgerungen eines Syllogismus können jeweils einem von vier Typen entsprechen, die mit den Buchstaben A, E, I und O wie folgt bezeichnet werden. Die Bedeutung der Buchstaben wird in der Tabelle dargestellt:
Code | Quantor (bsp.) | Subjekt | Kopula (bsp.) | Prädikat | Typ | Beispiel |
---|---|---|---|---|---|---|
A | Alle | S | sind | P | universell bejahend | Alle Fische sind Wirbeltiere. |
E | Keine | S | sind | P | universell verneinend | Keine Menschen sind Fische. |
I | Einige | S | sind | P | teilweise bejahend | Einige Menschen sind Frauen. |
O | Einige | S | sind keine | P | teilweise verneinend | Einige Menschen sind keine Frauen. |
Ein Begriff gilt innerhalb einer syllogistischen Aussage als distribuiert, wenn er sich innerhalb der Aussage auf alle Gegenstände bezieht, auf die der Begriff zutrifft und dieser durch jeden gültigen Unterbegriff seiner selbst ersetzbar ist.[3] Nicht distribuiert ist das Vorkommen eines Begriffs in einer Aussage, wenn die Aussage keinen solchen Schluss zulässt.
Code | Subjekt | Prädikat |
---|---|---|
A | distribuiert | - |
E | distribuiert | distribuiert |
I | - | - |
O | - | distribuiert |
Aus “Alle Beamten sind Menschen” folgt, dass ein Beamter ein Mensch ist. Aber es folgt nicht, dass jeder Mensch ein Beamter ist. Widerrum lassen sich aus dem nicht distributierten Begriff “Menschen” keine Unterbegriffe des Subjekts (“Beamte”) ableiten. So lässt sich aus der Tatsache, dass “alle Beamten sind Menschen” sind, mitnichten für den Unterbegriff (“Zöllner”) folgern, dass alle Beamte Zöllner sind.
Die unterschiedlichen Positionen des Prpädikats, Subjekts und Mittelbegriffs führen zu einer weiteren Klassifizierung von Syllogismen, die als Figuren bezeichnet werden. In jeder Figur lassen sich gültige Schlüsse ziehen.[4]
1. Figur | 2. Figur | 3. Figur | 4. Figur | |
---|---|---|---|---|
1. Prämisse | Mittelbegriff – Prädikat | Prädikat – Mittelbegriff | Mittelbegriff – Prädikat | Prädikat – Mittelbegriff |
2. Prämisse | Subjekt – Mittelbegriff | Subjekt – Mittelbegriff | Mittelbegriff – Subjekt | Mittelbegriff – Subjekt |
Konklusion | Subjekt - Prädikat | Subjekt - Prädikat | Subjekt - Prädikat | Subjekt - Prädikat |
Für einen kategorischen Syllogismus gibt es die folgenden grundsätzlichen Regeln:
Von den 256 möglichen Kombinationen sind insgesamt nur 24 gültig.[6] Diese werden unterschieden in schwache und starke Modi.[7]
Die Schlussfolgerung eines schwachen Modi behauptet weniger als sich auf den Prämissen hätte folgern lassen. So ergibt sich, dass aus jedem Syllogismus, dessen Schlussfolgerung ein universelles Urteil erlaubt (A, E), sich ein schwacher Modus ableiten lässt, indem die Schlussfolgerung ein partikuläres Urteil ist (I, O).[8]
Figur | Merkwort | Urteile | Typ |
---|---|---|---|
1 | Barbara | A A A | stark |
1 | Barbari | A A I | schwach |
1 | Celarent | E A E | stark |
1 | Celaront | E A O | schwach |
1 | Darii | A I I | stark |
1 | Ferio | E I O | stark |
Figur | Merkwort | Urteile | Typ |
---|---|---|---|
2 | Camestres | A E E | stark |
2 | Camestrop | A E O | schwach |
2 | Cesare | E A E | stark |
2 | Cesaro | E A O | schwach |
2 | Baroco | A O O | stark |
2 | Festino | E I O | stark |
Figur | Merkwort | Urteile | Typ |
---|---|---|---|
3 | Darapti | A A I | stark |
3 | Felapton | E A O | stark |
3 | Bocardo | O A O | stark |
3 | Datisi | A I I | stark |
3 | Disamis | I A I | stark |
3 | Ferison | E I O | stark |
Figur | Merkwort | Urteile | Typ |
---|---|---|---|
4 | Bamalip | A A I | stark |
4 | Calemes | A E E | stark |
4 | Calemop | A E O | schwach |
4 | Fesapo | E A O | stark |
4 | Dimatis | I A I | stark |
4 | Fresison | E I O | stark |
Besonders einfach und übersichtlich kann man die 4 Urteilsarten durch Euler-Diagramme interpretieren:[9]
Urteil | ![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
---|---|---|---|---|
A | x | |||
I | x | x | x | |
O | x | x | x | |
E | x |
Gegenüber Euler-Diagrammen stellen Venn-Diagramme eine methodische Weiterentwicklung dar, um Syllogismen visuell zu veranschaulischen und zu validieren. Ein Venn-Diagramm besteht aus überlappenden Kreisen, die die Zusammenhänge der Aussagen darstellen. Die Überschneidung der Kreise ergibt jeweils eine Teilmenge.[10]
Bedingte Syllogismen folgen einem “Wenn A wahr ist, dann ist B wahr”-Muster der Logik.[11] Man könnte Sie auch als hypothetische Syllogismen bezeichnen, deren Schlüsse nicht immer gültig sind, bzw. nur einer subjektiven Wahrheit folgen.
Disjunktive Syllogismen folgen der Prämisse “Wenn A wahr ist, muss B falsch sein”. Sie sagen nicht aus, ob eine Haupt- oder Nebenprämisse richtig ist. Aber es ist klar, dass eine davon richtig ist.
Joachim Lege, Pragmatismus und Jurisprudenz: über die Philosophie des Charles Sanders Peirce und über das Verhältnis von Logik, Wertung und Kreativität im Recht, Mohr Siebeck, 1999, S.83 ↩
G. Patzig, Übersetzt von Jonathan Barnes, Aristotle’s Theory of the Syllogism: A Logico-Philological Study of Book A of the Prior Analytics, Band 16 von Synthese Library, Springer Science & Business Media, 2013, S. 116 ↩
Gert Ueding, Gregor Kalivoda, St - Z, Band 9 von Ueding, Gert: Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Walter de Gruyter, 2012, S. 272 ↩ ↩ ↩
Thomas Zoglauer, Einführung in die formale Logik für Philosophen, UTB, 2016, S.95 ↩
Christian Weiss, Lehrbuch der Logik: nebst einer Einleitung zur Philosophie überhaupt und besonders zu der bisherigen Metaphysik, Göschen, 1801, S.133 - 134 ↩ ↩ ↩ ↩ ↩ ↩
Paul Lorenzen, Formale Logik: Band 1176 von Sammlung Göschen, Walter de Gruyter, 2011, S. 25 ↩
Jürgen Mittelstraß, Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie: Band 4: Sp - Z, Springer-Verlag, 2017, S. 157 ↩
Timm Lampert, Klassische Logik: Einführung mit interaktiven Übungen, Walter de Gruyter, 2013 ↩
Werner Herkner, Psychologie, Springer-Verlag, 2013, S. 176 ↩
Paul Walter, Kritisch denken – treffend argumentieren, Springer-Verlag 2016, Petra Wenzl S.11 ↩
Lothar Kolmer, Carmen Rob-Santer, Studienbuch Rhetorik, Band 2335 von Rhesis. Arbeiten zur Rhetorik und ihrer Geschichte, UTB, 2008, S.160 ↩